Wird das Gustavheim zu einem ernsthaften Problem?

Seit 2003 wurde das Gustavheim in Niederpoyritz für jüdische Spätaussiedler, vor allem aus Russland, genutzt und es gab kaum Nachbarschaftsprobleme. Seit über einem Jahr steht es aber Asylsuchenden, „Kontingentflüchtlingen“ und Obdachlosen offen und die Beschwerden häufen sich.

Diebstähle während des Hochwassers 2013 wurden den Bewohnern zugeschrieben, konnten aber nicht bewiesen werden. Lärmstörungen und Belästigungen von Anwohnern durch Heimbewohner mehren sich, obwohl die Polizei keinen „Einsatzschwerpunkt“ an diesem Objekt sieht, wie das Sächsische Ministerium des Innern mitteilte. Aber auch im Ortsamt klagten Anwohner, dass sich ihre Kinder nicht mehr getrauen, an der Haltestelle Gustavheim auszusteigen.

Das Übergangswohnheim wird privat von der JaudesBauBoden GmbH & Co. KG. geführt. Das Haus bietet Platz für 103 Personen, wovon 73 Plätze für Asylsuchende, Spätaussiedler und „Kontingentflüchtlinge“ sowie 30 Plätze für Obdachlose zur Verfügung stehen. Es leben bis zu acht Personen in einem Zimmer. Obdachlose sollen angeblich das Haus eher meiden, da sie sich nicht sicher fühlen.

Auf Nachfrage des Elbhang-Kuriers, wer sich von Seiten der Stadt um das Heim kümmert, bekamen wir von Bürgermeister Martin Seidel die Antwort: „Zur Betreuung sind von Seiten der Stadtverwaltung für jede Personengruppe Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter tätig. Zusätzlich arbeitet die Stadt mit externen Vereinen und Institutionen, von denen eine Mitarbeiterin zu festen Sprechzeiten vor Ort ist, zusammen.

Auch der Heimleiter ist ständiger Ansprechpartner für die Belange der Bewohnerinnen und Bewohner. Darüber hinaus erfolgen seitens der Stadtverwaltung regelmäßige Kontrollen zur ordnungsgemäßen Erfüllung der im Betreibervertrag vereinbarten Mindeststandards.“ Außerdem sei „eine Bürgerbeteiligung im September 2003 erfolgt und das Heim seitdem vom Umfeld akzeptiert“.

Die Heimleitung ist aber ganz offensichtlich überfordert und die Stimmung in Niederpoyritz ist zwiespältig. Die Stadtverwaltung sollte deshalb erkennen, dass dringender Handlungsbedarf
besteht.

Stefan Claus/Jürgen Frohse

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