Claus Weidensdorfer ist der aktuelle Hans-Theo-Richter-Preisträger

Anläßlich der 10. Verleihung des Hans Theo Richte Preises zeigt das Leonhardi-Museum Dresden gemeinsam mit der Sächsischen Akademie der Künste, dem Kupferstich-Kabinett und dem Vorstand der Hildegard und Hans Theo Richter-Stiftung ausgewählte Arbeiten von Max Uhlig bis Claus Weidensdorfer.

Claus Weidensdorfer, 1931 in Coswig /Sachsen geboren, studierte an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) in Dresden – bei den Professoren Erich Fraaß, Hans Theo Richter und Max Schwimmer. In den Anfangsjahren nach dem Studium arbeitete Weidensdorfer als Zeichenlehrer in Schwarzheide bei Senftenberg. Anschließend setzte der Graphiker seine „Brotarbeit“ neun Jahre als Assistent mit Lehrauftrag in Dresden an der HfBK fort. Dazu kam für den „Menschenfänger“ Claus Weidensdorfer Lehraufträge an der Fachschule für Werbung und Gestaltung in Berlin-Schöneweide (1975—1989).

„Kunst“, so Claus Weidensdorfer, „ist unter anderem eine Sucht (Bewältigungssucht). Nimm einen Stift in die Hand und du kannst nicht mehr aufhören, so wie manche Leute nicht mehr aufhören können zu sprechen, wenn man sie nach dem Weg fragt.“ In Weidensdorfers Papierarbeiten hängen Melancholie und Lebenslust, Freude am Schaffen, aber auch am Zerstören, (oder überarbeiten) eng miteinander zusammen. Schließt die manchmal „in Bildern sichtbare Eitelkeit“ menschlichen Tuns, die eigene Eitelkeit aus? Ist der Künstler selbst frei davon?

Der Zeichner, Grafiker, Lithograf war für seine Studenten fern aller Attitüden, die ein Kunstbetrieb mit sich bringt, ein einfühlsamer Lehrer, gefragt, also nicht nur durch die Zäsur der Nachwendezeit. Für seine Arbeiten auf Papier erhielt der Künstler 1989 den legendären Käthe-Kollwitz-Preis von der Akademie der Künste der DDR. Parallel dazu erhielt Weidensdorfer einen Lehrauftrag an der HfBK in Dresden. Anschließend wurde er als Professor für Malerei/Grafik berufen. Er war Dekan des Fachbereiches Malerei, Grafik, Bildhauerei, und andere bildnerische Medien.

Schon mit vielen außerordentlichen Preisen seit Jahren geehrt, hat er ganz aktuell in diesem Jahr den Hans-Theo-Richter Preis für sein außergewöhnlich vielfältiges grafisches Schaffen erhalten. Nach Vorbildern befragt, nennt Claus Weidensdorfer Paul Holz, den Zeichner aus Vorpommern. Seinem Werk begegnete er erstmalig in der Galerie Kühl (1961). „Die Ausstellung traf mich wie eine unerwartete Helligkeit. Es wurde darin etwas sichtbar, das weder Beschönigung noch unechtes Pathos vertrug,“ erinnerte sich Weidensdorfer.

Wie die Arbeiten von Paul Holz sind auch die Werke des gegenwärtigen Preisträgers an das Papier gebunden. Ausflüge und Bildfindungen auf Leinwand sind sehr selten. Dennoch verrät sein Werk neben vielen druckgrafischen Techniken durchaus die Symphatie für Farbe in seinen Aquarellen und Gouachen. Der Künstler thematisiert mit Lust und Humor alltägliche Szenen, z.B. Menschen in der Straßenbahn, Jazzmusiker, aber auch Schlittschuhläufer und Volksszenen mit Lokalkolorit. „Doch es gibt auch andere Weidensdorfer, der die existentialistische Rigorosität der Nachkriegszeit zum Thema machte,“ so Kunstwissenschaftler Matthias Flügge. Es ist wohl die Epoche, die damals die Weichen stellte. Es gab für Weidensdorfer nur diesen Weg mit allen Höhen und Tiefen für die Kunst.

Zu sehen bis 23. November 2014 im Leonhardi-Museum in Dresden-Loschwitz.

Angelika Guetter

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