16 Millionen Jahre Elbe – 10 Jahre nach der Flut

Zwei unterschiedliche Ausstellungsprojekte in Dresden – und eine „Unterwasseroper” an der Elbe

Die aktuelle Erinnerung an das Elbehochwasser vor zehn Jahren legt es nahe, das „Jahrhunderthochwasser” von 2002 nicht nur unter Alltagsgesichtspunkten, sondern auch aus der Jahrtausend- oder Jahrmillionen-Perspektive zu reflektieren. Dabei hilft (noch bis Ende September) eine Ausstellung in der Tolkewitzer Bethlehemkirche mit dem Titel „Elbe, Sand und Stein – Aus den Memoiren eines unsteten Flusses”. „Aus der (fotografischen) Sicht eines Geologen” hat sie der in Tolkewitz lebende Wissenschaftler Dr. Jan-Michael Lange gestaltet und bei dieser Gelegenheit eine neue Schriftenreihe „GeoRouten – Miniaturen zur Geologie Sachsens” gestartet, herausgegeben von „Senckenberg Naturwissenschaftliche Sammlungen Dresden” (www.senckenberg.de). Das ist ein kleines wissenschaftliches, aber allgemeinverständliches Ereignis, weil das Heft 1 „Auf der Elbe von Bad Schandau nach Diesbar-Seußlitz” uns den Fluss vor unseren Augen und Füßen nicht wie ein üblicher Reisebüroprospekt nahebringt, sondern die erdgeschichtlichen, geologischen, biologischen, historischen, literarischen und auch wasserwirtschaftlichen Zusammenhänge leicht lesbar vermittelt. Auf knapp 70 kleinformatigen Seiten kann man von einem Stichwort zum anderen springen, etwa von Hans Christian Andersen, Körner, Weber, Pöppelmann, Sandstein, Elbeschotter, Halbedelsteine, Pillnitz, Elblachen, Hoch- und Niedrigwasser bis hin zur archaischen Laubegaster Wieland-Förster-Plastik „Die Elbe”.

Und wer nicht nur lesen mag, ist im Rahmen der o. g. Ausstellung noch zu zwei „ELBEspaziergängen” (22. 8. und 2. 9., jeweils 10.30 Uhr) und zur Finissage am 23. September, 17 Uhr eingeladen. Bei letzterer Gelegenheit wird der Ausstellungs- und Heftautor Dr. Jan-Michael Lange in der Tolkewitzer Kirche über „16 Millionen Jahre Elbe” resümieren.

Die Bronzeplastik „Die Elbe” von Wieland Förster, aufgestellt am Elbufer Laubegast, symbolisiert die vielschichtigen Dimensionen des Elbehochwasser-Gedächtnisses. Foto: Martin Kaden (siehe Heft GeoRouten)

Die Bronzeplastik „Die Elbe” von Wieland Förster, aufgestellt am Elbufer Laubegast, symbolisiert die vielschichtigen Dimensionen des Elbehochwasser-Gedächtnisses.
Foto: Martin Kaden (siehe Heft GeoRouten)

Das bisherige Rahmenprogramm hat erneut die Überlegungen zum Bau weiterer Elbestaustufen im böhmischen Elbeverlauf ad absurdum geführt. Die naturbedingt wechselnden Elbwasserstände sind auch eine Voraussetzung für die noch vorhandene geologische und biolgische Vielfalt am Elbufer, die durch diese Ausstellungsinitiative wieder ins Bewusstsein gerückt wurde. Mancher Besucher hat dabei edle Steine, zurückgekehrte Fische, seltene und gefährdete Pflanzen – gar die „Blaue Blume”, Muscheln und Schnecken und berühmte Elbanrainer, aber auch beziehungsreiche literarische Texte entdeckt.

Ein etwas anderes Ausstellungsprojekt bereitet das städtische Umweltamt in den Räumen der „Prager Spitze” vor (17. August bis 28. September). Im Rahmen des Bundeswettbewerbes „Entente Florale” wird „Dresden – 10 Jahre nach der Flut” reflektiert – als Gemeinschaftsprojekt der Landeshauptstadt Dresden, des Umweltzentrums und der freien Künstlergruppe „12 Nischen”. Neben der (verheerenden) Situation von 2002 wird erkennbar sein, welche sichtbaren und unsichtbaren Vorkehrungen die Stadt vor einer erneuten Katastrophe bewahren sollen.

Musikalische Versionen

Ganz andere Dimensionen und Darstellungsweisen verspricht eine weltweit erstmalige „Unterwasseroper an der Elbe” im und am historischen Wasserwerk Saloppe am Freitag, 10. August, die vielversprechend und zugleich ominös im Rahmen des 20. Kunstfestivals ORNÖ und der vierten Dresdner Bienale angekündigt wird – sozusagen zu Füßen des Elbhanges. Man darf gespannt sein …

Getagged mit: , , , ,
Veröffentlicht unter Bildende Kunst, Zusätzliche Artikel online