Auf der Suche nach einer neuen Auftrittsmöglichkeit hatte Rainer Petrovsky von der 1001 Märchen GmbH, den Einfall, die schon lange leerstehende Gaststätte am Körnerplatz mit Märchen und Geschichten wieder zu beleben.
Denn das beliebte Märchentheater, das 1997 gegründet wurde und seitdem über 300.000 Zuhörer aus nah und fern erfreute, kündigte ab Ende März seine bisherige langjährige feste Spielstätte in der Yenidze. Die Gründe für diese schwere Entscheidung lagen vor allem in den unzumutbaren klimatischen Bedingungen in der Kuppel als auch in baulichen Mängeln.
Also musste schnell eine Alternative für die 45 Ensemblemitglieder her, und die hoffte Geschäftsführer Rainer Petrovsky im »Bräustübel« gefunden zu haben. Alles sah gut aus: Das Stadtbezirksamt Loschwitz bestätigte noch Ende des vergangenen Jahres die kurzfristige Nutzung des »Bräustübels«, war begeistert von dieser Idee und sicherte die volle Unterstützung zu.
So plante Rainer Petrovsky mit seinem Ensemble Auftritte neben den schon traditionellen im Schloss Weesenstein ab April an einem Wochenende pro Monat im »Bräustübel«. Er und seine Leute wollten sich mit ihren Lesungen am Elbhang vorstellen und zugleich diesen neuen Spielort als eventuell dauerhaften testen. Dafür wurden umgehend gleich 14.000 Prospekte mit den Programmangeboten gedruckt.
Umsonst… Denn nun ist plötzlich alles anders, die Bespielbarkeit sei zurzeit nicht mehr möglich, da das Städtische Hochbauamt jetzt ein bautechnisches Gutachten über die weitere mögliche Nutzung und Sanierung des »Bräustübels« fordert. Und das kann bekanntlich dauern…
Also musste das Märchentheater erneut schnell nach neuen Alternativen bis zum Jahresende suchen und fand diese an drei anderen Spielorten: den Landesbühnen Sachsen, dem orientalischen Restaurant »Ali Baba« in Mickten und der »Kulturkulisse Dresden Plauen«. Für jede dieser neuen Stätten wurde ein passendes Programm erarbeitet, das bereits bis Dezember gedruckt vorliegt.
Trotzdem hat Rainer Petrovsky die Idee mit dem »Bräustübel« nicht aufgegeben. Er will sich mit seinem Ensemble an der langfristigen Ausschreibung beteiligen, hat zur Unterstützung dafür schon über 3000 Unterschriften gesammelt und baut auch auf die weitere Befürwortung der Kulturbürgermeisterin Klepsch für seine Bewerbung.
Unbürokratische Hilfe wie schon bisher hat auch Herr Barth vom Loschwitzer Stadtbezirksamt zugesichert. Er hofft, dass in der nächsten Sitzung der Stadtbezirksbeirat eine Vorlage für eine Anfrage an den OB über eine doch kurzfristige Nutzung des »Bräustübels« durch das Märchentheater behandelt und beschließt. Schließlich fanden ja in jüngster Vergangenheit auch schon andere Veranstaltungen und sogar Ausstellungen im »Bräustübel« statt… Doch vorerst sind ab sofort bis nach Ostern auch alle Aufführungen des 1001 Märchentheaters aufgrund des Corona Virus abgesagt.
Vielleicht gibt es aber doch noch wie in jedem Märchen ein gutes Ende, und das bekannte Traditionstheater kann wie schon geplant zumindest beim – auf den September verschobenen – 30. Elbhangfest sowohl tagsüber beim Umzug als auch abends mit einer Veranstaltung im »Bräustübel« dabei sein?